Nach oben

Es ist ein großes Projekt, für das die Gemeinde Ebsdorfergrund in Vorleistung tritt: Fünf Millionen Euro streckt die Gemeinde dem Land Hessen für den Bau der Straße zwischen Heskem und Wittelsberg vor. Schon seit einigen Monaten wird kräftig an der Straße gearbeitet, zum 1. Januar 2019 soll sie fertiggestellt sein. Das vorgestreckte Geld bekommt Ebsdorfergrund dann ab 2020 in Raten vom Land zurück. Doch wieso hilft die Gemeinde dem Land überhaupt bei einem solchen Projekt?

„Es war sehr ambitioniert“, gibt Bürgermeister Andreas Schulz zu. Die Gemeinde habe das Geld auf der hohen Kante, könne es daher problemlos vorstrecken – denn insbesondere in der aktuellen Niedrigzinsphase mache Ebsdorfergrund dadurch keine Verluste. „Für uns ist es also quasi kostenlos. Wir legen nicht drauf“, erklärt Schulz, der aber auch zugibt, dass er die Niedrigzinsphase nicht vorhersehen konnte. „Wir mussten aber in Vorleistung gehen“, so der Rathauschef. „Sonst wäre der Straßenbau vom Land auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben worden.“ Dadurch, dass Andreas Schulz der Landesregierung die Idee der Vorfinanzierung präsentiert hatte, sei ein erheblicher Druck aufgebaut worden – das Land habe das Angebot annehmen müssen und wir haben uns ein Stück Zukunft eingekauft.

„Erst durch die Ortsumgehung wird die weitere Entwicklung in Heskem möglich“, begründet Bürgermeister Andreas Schulz seine Idee. Dazu gehört eine Vielzahl an Projekten, die mit der Entlastung der Ortslage Heskems und der neuen Landesstraße L3125 angegangen werden:

  • Interkom I und Interkom II: Gemeinsam mit der Stadt Marburg entwickelt die Gemeinde an der Ortsumgehung zwischen Heskem und Wittelsberg ein neues interkommunales Gewerbegebiet. „Die Verhandlungen mit den Eigentümern sind vielversprechend“, sagt Bürgermeister Andreas Schulz über den Grundstücksankauf. Mit der Eröffnung der Ortsumgehung könne die Erschließung begonnen werden.
  • Attraktiver Ortskern: Nach Fertigstellung der Ortsumgehung wird die Ortsdurchgangsstraße in Heskem zu einer Gemeindestraße herabgestuft. Dann werden Straßenschäden beseitigt, die Straße wird beruhigt, schmaler und attraktiver gestaltet. Auch der Platz um die Kirche soll neu gestaltet werden und eine Aufenthaltsfunktion bekommen, sich zum Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft entwickeln. „Außerdem wollen wir auf der Straße einen Radweg markieren, wie man es in den Städten kennt“, so Bürgermeister Andreas Schulz. Dadurch werde die Ortsdurchfahrt noch schmaler und unattraktiver für durchfahrende Autofahrer. Zugleich steigt durch die Herabstufung der Straße der Wert der Immobilien. Bereits jetzt werden Häuser wieder verkauft, saniert, hergerichtet.
  • Generationenpark: Heskem entwickelt sich weiter. So plant ein Investor die Errichtung eines Generationenparks am Rande der Ortslage. Hier sollen Menschen bis ins hohe Alter möglichst selbstständig und selbstbestimmt leben und sich nach Bedarf Pflegeleistungen hinzukaufen können.
  • Zufahrt Biogasanlage: Die große Biogasanlage zwischen Heskem und Beltershausen bekommt eine eigene Zufahrt über einen fünften Arm im zu Bauenden Kreisel der neuen Ortsumgehung. Dadurch werden andere Straßen vom schweren Verkehr entlastet.
  • Neubaugebiet: Durch die Herabstufung der Ortsdurchfahrt zu einer Gemeindestraße wird auch die Entwicklung eines weiteren Neubaugebiets möglich, wie Andreas Schulz erläutert. So soll die Straße am Schwimmbad von oben für den Verkehr geöffnet werden.
  • Verkehr: Der Durchfahrtsverkehr verschwindet aus dem Ortskern. Doch müssen auch die Schulbusse aus dem Ort herausgeholt werden. Die Gemeinde will deshalb beim Landkreis – als Schulträger – den Bau eines neuen Busbahnhofes durchsetzen. So sollen die Busse – rund 40 Stück am Tag – die Schule über die Ortsumgehung anfahren, statt die engen Straßen von Mölln und Heskem zu verstopfen.
  • Neue Wege: Durch die Ortsumgehung entstehen laut Andreas Schulz neue kurze Beziehungen zwischen Dreihausen, Wittelsberg und Rauischholzhausen. Das stärkt etwa den geplanten neuen Einkaufspark in Dreihausen. „Man kommt schneller dorthin, ohne durch das Nadelöhr Heskem fahren zu müssen“, führt der Bürgermeister aus. Dreihausen, Roßberg und Wermertshausen werden schneller an die Lebens- bzw. Verkehrsader L 3048 angebunden und auch die Ortslage von Leidenhofen wird entlastet.

„Ohne die Ortsumgehung gäbe es keine Alternativen für Heskem“, so Bürgermeister Andreas Schulz. Daher freue er sich über die vielen Früchte, die das Engagement der Gemeinde bei der Vorfinanzierung nun trage um das Dorf Heskem und Mölln attraktiver zu machen und die gesamte Gemeinde weiterzuentwickeln. „Ich bin froh, dass mir vor Jahren die Gemeindeorgane mit meinem Vorfinanzierungsvorschlag gefolgt sind. Die Entwicklung gibt uns mit allem Recht“, so Andreas Schulz abschließend.