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Genau, die Hummel !

Hummeln muss man eigentlich mögen.

Größer und dicker als Honigbienen, mit plüschigen, oft mehrfarbigem Hinterteil und stechfaul, machen sie einen gemütlichen Eindruck.

Aber der Eindruck trügt: die Hummeln, die man bereits ab März auf der Suche nach Blüten sehen kann sind dringend beschäftigt. Es sind die jungen Königinnen, die irgendwo geschützt überwintert haben und nun auf der Suche nach einem geeigneten Platz für ihr Nest sind. Ist der rechte Platz gefunden, je nach Art ein verlassenes Mauseloch, eine Höhle in einem Baum, ein altes Vogelnest oder ein Hohlraum unter der Pflanzendecke, kleiden sie das zukünftige Hummelnest mit Pflanzenmaterial, Gras, Wurzeln und Halmen aus. Es wird noch mit Wachs abgedichtet und der Boden geglättet. Dann ist es Zeit, ein kleines Wachsgefäß, den sogenannten Honigtopf, zu bauen und mit Pflanzennektar zu füllen.

Nach diesen Vorbereitungen können sie mit der Eiablage beginnen. 8 bis 16 Eier legen die Königinnen auf eine Vorratsmischung aus Pollen und Nektar, das sogenannte Honigbrot. Dann werden die Eier mit einem Deckel aus Wachs geschützt und von der Hummelkönigin bebrütet, die dafür eigens Wärme mit Hilfe ihrer Flugmuskulatur produzieren kann. Dabei frisst sie ihre Nektarvorräte aus dem Honigtopf. Nach drei bis fünf Tagen schlüpfen die Larven und ernähren sich acht Tage vom Honigbrot bis sie sich in selbstgesponnenen Kokkons verpuppen. Es dauert drei Wochen, bis aus diesen Kokkons die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, die, wie bei den Honigbienen, unfruchtbar sind. Fortan werden die Arbeiten im Hummelnest, Futtersuche und Brutpflege, von Arbeiterinnen erledigt. Die Aufgaben der Königin beschränken sich nun auf das Eierlegen. Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung kann ein Hummelnest, je nach Art, 50 bis 600 Tiere umfassen. Bei großen Nestern kann es, ebenfalls ähnlich den Honigbienen, zu einer Arbeitsteilung zwischen den Arbeiterinnen kommen.

Im Laufe des Sommers werden aus unbefruchteten Eiern männliche Tiere herangezogen, die Drohnen. Diese begatten die Jungköniginnen, die danach an geschützter Stelle den Winter überleben, um im nächsten Frühjahr einen neuen Staat zu gründen, während das alte Nest mit der alten Königin am Ende des Sommers zugrunde geht. Deshalb werden in einem Hummelnest auch keine Wintervorräte angelegt. Honig könnte man nicht ernten.

Die Drohnen kehren nach dem ersten Ausfliegen nicht mehr ins Nest zurück. Hummeln, die man im Laufe des Sommers abends schlafend in Blüten findet, sind meist Drohnen. Die Arbeiterinnen finden nach dem Futtersuchen immer wieder ins Nest zurück, indem sie sich an Landmarken orientieren. Die Sonne können sie, anders als Honigbienen, bei der Orientierung nicht nutzen. Das erklärt, warum man nach dem Heu mähen oft irritierte Hummeln über das gemähte Gras fliegen sieht, die sich den Weg zu ihrem Nest erst wieder suchen und nach der großen Veränderung erst wieder neu merken müssen. Dann fliegen sie wieder eifrig bei einem freigemähten Mauseloch ein und aus.

Dass Hummeln mit ihrer Flugmuskulatur ihren Körper aufwärmen können, erlaubt ihnen, früher im Jahr auszufliegen und länger in den Herbst hinein aktiv zu sein als Honigbienen, deren Flugzeiten durch kalte Witterung stärker begrenzt werden. Daher brauchen Hummeln die sehr früh blühenden Frühlingspflanzen wie Weiden, Lungenkraut, Stachelbeeren oder Lerchensporn. Vorallem in kalten Frühjahren sind sie wichtige Bestäuber der Obstbäume. Sie starten früher in den Tag und fliegen abends länger als Honigbienen. Außerdem besuchen Hummeln in der gleichen Zeit mehr Blüten als Honigbienen, übertreffen sie also tatsächlich im sprichwörtlichen Bienenfleiß!

Bei ihren Blütenbesuchen sind Hummeln sehr treu. Deshalb werden sie zur Bestäubung von Tomaten in Gewächshäusern eingesetzt, indem man zwischen die Tomatenpflanzen Hummelnester in Pappkartons stellt. Honigbienen lassen sich leichter zum Besuch anderer Pflanzen ausserhalb der Gewächshäuser verleiten. Dabei ist zur gezielten Befruchtung die Dunkle Erdhummel die am öftesten eingesetzte Hummelart.

In Deutschland kommen 30 Hummelarten vor, die sich unterscheiden durch ihre Größe, bevorzugte Futterpflanzen und Nestorte, vorallem aber ihre Färbung. Farblich unterscheiden sich aber einzelne Tiere einer Art deutlich. Es gibt bei den meisten Arten helle und dunkle Farbvarianten und frisch geschlüpfte Tiere sind generell weniger farbig. Eine ungefähre Zuordnung kann aber über die Farbringel am Körper durchaus erfolgen und macht Spaß. Wer dazu mehr über Hummeln, Bienen und Wespen wissen möchte, dem sei das Büchlein „Bienen, Hummeln, Wespen in Garten und Landschaft“ von H. und M. Hintermeier, ISBN 978-3875961232, aus dem Obst- und Gartenbauverlag empfohlen.

Wir im Ebsdorfergrund kümmern uns um das Thema. Eine Arbeitsgruppe aus Verwaltungsmitarbeitern, Gemeindevertretern und Bürgern tut etwas gegen Insektensterben und informiert fortlaufend über Wissenswertes und unsere Aktivitäten.