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Renaturierung der Zwester-Ohm in Hachborn geht weiter

Damit wird das Ziel, ein blaues Band durch den ganzen Ebsdorfergrund zu legen, weiter vorangetrieben.

Von Januar 2020 bis Mai 2020 wurde die Zwester-Ohm in Hachborn in einem Längenabschnitt von über 300 Metern und einer angrenzenden Fläche von über 3 Hektar naturnah umgestaltet.

Warum ist dies alles erfolgt?

Die Gemeinde verfolgt seit Jahren das Ziel die Zwester-Ohm wieder zu Ihrem alten, wunderschönen Antlitz zu verhelfen.

Noch vor Jahrzehnten dachte man, schnellfließende Gewässer sorgen dafür, dass das Wasser bei Regenwetter oder Schneeschmelze schnell abgeleitet wird, Hochwasser also kein Problem mehr ist. Doch heute ist man schlauer. Die Begradigung der Fließgewässer hat in vielen Orten sogar zu einer Verschärfung der Hochwassersituation geführt. Denn irgendwo muss das Wasser ja hin. Aber umso mehr Platz dem Wasser auf den Gewässerseiten in eigens vorgesehenen Retentionsräumen zur Verfügung steht, desto besser ist der Hochwasserschutz in den Orten.

Neben dem Hochwasserschutz verfolgt man durch die feuchten Flächen auch aktiven Naturschutz, denn für eine Vielzahl von Lebewesen sind Gewässer und deren Randbereiche sowie die angrenzenden Wiesen ein wichtiger, manchmal sogar existenzieller Lebensraum, der geschützt und in diesem Fall sogar wieder hergestellt werden konnte. Seltene Schmetterlinge wie beispielsweise der Wiesenknopf-Ameisenbläuling sollen durch die Bewirtschaftungen als Heuwiesen ein Zuhause finden.

Bereits in anderen Maßnahmen konnte die Gemeinde bekannten Tiervertretern wie dem Storch oder dem Eisvogel helfen.

Die Gemeinde verspricht sich durch dieses Projekt aber noch viel mehr. Durch die Beseitigung des Korsetts in der Zwester-Ohm, kann nun wieder eine eigene Fließdynamik entstehen mit strömungsberuhigten Bereichen sowie Unterschlupfmöglichkeiten als Ausruhplätze für Fische. Denn die Groppe und das Bachneunauge, beides Indikatoren für naturnahe Gewässer, sind hier leider schon lange nicht mehr – und bisher auch noch nicht wieder – zu Hause. Durch die umgesetzten Maßnahmen konnte jedoch eine Verbesserung der Gewässerstruktur vorgenommen werden, sodass hier vielleicht in weiterer Zukunft eine Wiederbesiedlung mit diesen faszinierenden Fischen gefeiert werden könnte.

Folgende Maßnahmen wurden konkret umgesetzt:

Sämtlicher Stangenverbau wurde aus dem Gewässer entnommen und entsorgt. • Eine Grabentasche mit Flachwasserzone samt vorgelagertem Erdwall in Fließrichtung links wurde angelegt.
Vier Pappeln wurden aus dem Pappelwald entnommen und in die Zwester-Ohm sowie in die Stillgewässer eingebracht. Die auf Höhe des Pappelwaldes umgestürzte Erle wurde in die Zwester-Ohm eingebracht und diagonal zur Fließrichtung fixiert.
Drei Pappel-Stämme wurden gestapelt längs zur Fließrichtung der Zwester-Ohm an den Böschungsfuß des Ufers eingebracht und fixiert.
Die Geschiebedepots aus Siebschrotten wurden am Uferbereich angelegt.
Die beiden Stillgewässer östlich und westlich der Zwester-Ohm wurden angelegt, Totholz und Wurzelstümpfe wurden eingebracht.
Der Bestand des Hohlen Lerchensporns (Corydalis cava) wurden erhalten
Die Bruthöhle des Eisvogels wurde erhalten.
Das Feuchtgrünland mit Vorkommen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Schmetterling) wurde erhalten.
  • Die Baustellenzufahrt wurde begradigt und mit Basaltschotter abgesplittet.

Wer hat das bezahlt?

Der Zuzug in unsere Gemeinde ist ungebremst. Viele Menschen schätzen die Nähe zu Marburg und die gute Erreichbarkeit der B3 in Richtung Fronhausen. Daneben wohnt man in der Gemeinde dörflich und ruhig. Dies alles sind wichtige Punkte für Familien aber auch Senioren, die gerne im „Grund“ leben. Da der Wohnraum auch hier knapp ist, versucht die Gemeinde durch Nachverdichtungen oder die Ausweisung von neuen Baugebieten Lösungen zu finden.

Bei der Schaffung von Baugebieten fällt der Natur immer ein Stück Lebensraum weg, z.B. dort wo die Versiegelung durch den Hausbau entsteht oder auch für den Straßenausbau. Ein kleiner Teil dieses Eingriffs kann durch kleine Ausgleichsmaßnahmen im Baugebiet selber z.B. durch das Anpflanzen von Obstbäumen in den Hausgärten erbracht werden, der Hauptteil der Maßnahmen findet aber meist auf externen Flächen statt. Die Renaturierung ist die externe Ausgleichsmaßnahme für das Neubaugebiet „Landwiese“ in Beltershausen. Der Vorhabenträger, die Firma Geissler Infra GmbH aus Kirchhain hat die Kosten dieser Maßnahme komplett finanziert. So konnte ein wirklich sinnvoller Ausgleich für den Eingriff gefunden werden.

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