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Die Gemeinde Ebsdorfergrund legt dem Land Hessen eine Menge Geld vor, damit Heskem endlich eine Ortsumgehung bekommt. „Wir kaufen uns damit ein Stück Zukunft“, betont Bürgermeister Andreas Schulz.

ausgrabungen-4915webDenn ohne die Vorfinanzierung der Straße seitens der Gemeinde, für die Andreas Schulz schon viele Jahre zusammen mit Politik und Verwaltung gekämpft hat, würde der Bau wohl noch viele weitere Jahre auf sich warten lassen. Knapp vier Jahre ist es nun schon her, dass der Bürgermeister daher die Idee aufgebracht hatte, dem Land das Geld vorzustrecken. 2013 unterschrieb er daher eine Vorfinanzierungsvereinbarung.

Das bedeutet: Das Land Hessen ist Bauherr, plant das gesamte Projekt, übernimmt die Ausschreibungen und die Abnahme – die Gemeinde Ebsdorfergrund zahlt lediglich die Rechnungen, ist ansonsten nicht in das Verfahren eingebunden.

„Damals hat Hessen Mobil mit rund 4 Millionen Euro Kosten gerechnet“, erklärt Bürgermeister Andreas Schulz. Durch zwei Umstände, auf die niemand Einfluss hatte, steigen die Kosten nun jedoch um 2,2 Millionen Euro an:

  1. Die archäologischen Untersuchungen auf dem Gelände, auf dem die Trasse der Ortsumgehung verlaufen soll: „Es gibt dort sehr viel mehr Funde als gedacht“, so der Rathauschef. „Das konnte niemand vorher wissen.“ Die Ausgrabungen schlagen mit etwas über 1 Million Euro zu Buche – Kosten, die üblicherweise der Bauherr tragen muss und die die Gemeinde daher nun auch mit vorfinanziert.
  1. Die boomende Baubranche und das Ausschreibungsergebnis: Die Zinsen sind niedrig, die Menschen investieren daher in Häuser, Wohnungen, Bauarbeiten statt zu sparen. Und auch die Länder und der Bund investieren in Straßen und Gebäude. Die Auftragsbücher der Baubranche sind daher voll, wie der stellvertretende Bauamtsleiter Michael Esken erklärt. In der Wirtschaftskrise zuvor hatten sich zudem viele Firmen „gesund geschrumpft oder haben ganz schließen müssen“, ergänzt Andreas Schulz. Das führte dazu, dass das Ergebnis der Ausschreibungen für die Straßenbauarbeiten nun rund 1,2 Millionen Euro höher lagen, als 2013 gedacht. „Wir können froh sein, dass überhaupt Angebote eingegangen sind“, erklärt der Bürgermeister. Die Gemeinde habe es beim Kommunalen Investitionsprogramm (KIP) erlebt, dass sich keine Firma auf Ausschreibungen gemeldet habe. Bei der Ausschreibung der Ortsumgehung hätten sich fünf Firmen beteiligt. Laut Esken ist das äußerst wenig für ein öffentliches Bauprojekt dieser Größenordnung.

ou-heskem-5439web„Statt rund 4 Millionen Euro muss die Gemeinde dadurch nun aber insgesamt 6,282 Millionen Euro vorfinanzieren und es könnten noch etwa zehn Prozent mehr werden, weil sich während der Bauphase noch etwas ändern kann“, so Andreas Schulz. „Das bindet natürlich nun mehr Investitionskraft der Gemeinde, als geplant.“ Denn das Geld legt die Gemeinde bis 2020 vor – dann soll die komplette Baumaßnahme abgeschlossen sein und ab dann bekommt die Gemeinde jedes Jahr ein Zehntel der vorgelegten Summe – für die Dauer von insgesamt zehn Jahren – vom Land Hessen zurück. Demnach also mehr als 600.000 Euro statt rund 400.000 Euro. „Das ist natürlich langfristig gesehen mehr Geld, das wir in der Zukunft wieder für andere Investitionen jedes Jahr einplanen können.“

Keine geplanten Projekte werden zurückgestellt

Trotz der hohen Mehrkosten verspricht Bürgermeister Andreas Schulz, dass keines der für die nächsten Jahre geplanten Projekte deswegen zurückgestellt werde. Insgesamt will die Gemeinde rund 12 Millionen Euro investieren – neben den mehr als 6 Millionen Euro für die Heskemer Ortsumgehung. „Außerdem kommen da noch Projekte von Dritten hinzu. Wir rechnen also mit Investitionen von bis zu 30 Millionen Euro, die in Ebsdorfergrund in den nächsten Jahren getätigt werden“, freut sich der Bürgermeister.

ou-heskem-5444webDie Gemeinde plant folgende Großprojekte in den nächsten Jahren:

Gewerbegebiete Interkom I und II in Heskem: 4 Millionen Euro
Feuerwehrgerätehaus Dreihausen: 1,5 Millionen Euro
Musikergarten Ebsdorf: 1,5 Millionen Euro
Anbau Kita Sonnenschein: 1,5 Millionen Euro
Grundhafte Sanierung Raingasse Dreihausen: 1 Million Euro
Erweiterung Gemeindeverwaltung: 500.000 Euro
Erweiterung Feuerwehrhaus Hachborn: 400.000 Euro
Letzte Maßnahme Dorferneuerung Wittelsberg: 200.000 Euro
zusätzlich fünf neue Feuerwehrfahrzeuge und kleinere Maßnahmen  

 

Nebenbei will der Rathauschef die verbliebenen Schulden der Gemeinde in Höhe von 2 Millionen Euro auf Null bringen.

Doch wie werden dann die Mehrkosten für die Ortsumgehung gestemmt?

Dafür hat der Bürgermeister auch schon eine Lösung parat: Die Gemeinde hat den Jahresabschluss 2016 fertig und dabei festgestellt, dass unter dem Strich ein Überschuss in Höhe von 2,6 Millionen Euro bleibt. „Damit können wir die Mehrkosten für die Straße gut kompensieren“, so Andreas Schulz. Dieses Plus kommt unerwartet, aber gerade zur rechten Zeit. „So einen großen Überschuss hat es in der Gemeinde noch nicht gegeben.“ Die Gemeinde müsse nämlich mit den Mehrkosten für Heskem leben – kann es durch das unerwartete Plus aber auch ohne Einschränkungen bei anderen Projekten.

Die wichtigste Nachricht zum Schluss:

„Der Kostenplan ist zwar jetzt ein anderer“, erklärt Andreas Schulz. Er betont aber: „Wir liegen voll im Zeitplan.“ Demnach soll die Ortsumgehung ab dem 1. Januar 2019 geöffnet sein. Eine geplante Zufahrt nach Heskem dauert ein Jahr länger.