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Trotz Dauerregen: Gute Laune beim Unternehmerabend der Gemeinde Ebsdorfergrund

In der Sonnenscheingemeinde kann auch nicht immer die Sonne scheinen. Pünktlich zum jährlichen Unternehmerabend der Gemeinde Ebsdorfergrund regnete es jedenfalls den ganzen Tag und auch den Abend hindurch. Der guten Laune und den Gästezahlen tat dies jedoch keinen Abbruch: Mehr als 270 Besucher rückten im Garten des Wohnguts in Hachborn enger zusammen und saßen so unter Zeltbahnen im Trockenen. Bei Getränken, Snacks und Livemusik entsponnen sich viele Gespräche unter den Vertretern von Handel, Handwerk und Gewerbe, die in der Gemeinde ihren Sitz haben. Ein guter Abend also, um zu netzwerken, neue Bekanntschaften zu machen, alte Geschäftskontakte zu pflegen oder einfach einen geselligen Abend zu verbringen.

Der Unternehmerabend ist schon eine kleine Tradition im Ebsdorfergrund. Jedes Jahr im Sommer lädt Bürgermeister Andreas Schulz die Selbstständigen in der Gemeinde ein, um ihnen zu danken. So wurde schon in Roßberg „Unter den Linden“ gefeiert oder auf der Dachterrasse der Verwaltung in Dreihausen. „Dieser Abend ist ein Dank an Ihre Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit“, begrüßte er die Gäste. „Sie tragen dazu bei, dass unsere Gemeinde Ebsdorfergrund im Reigen der Kommunen im Landkreis ganz vorne steht.“

Ein Teil des Erfolgs der Gemeinde mache auch aus, dass die Gemeinde sich mit den Unternehmern auf Augenhöhe sehe und daran arbeite, die Gemeinde gegen den Trend behutsam wachsen zu lassen.

„Als Bürgermeister versuche ich, unsere Gemeinde wie ein Unternehmen zu führen“, erklärte Andreas Schulz. Er habe dabei auch Mitbewerber – in den anderen Kommunen. Mit harten und weichen Faktoren müsse er daher um neue Bewohner werben und die bisherigen hier halten.

Zu den harten Faktoren gehört etwa die intakte Infrastruktur: sanierte Straßen, die Ortsumgehung Heskem, das geplante Gewerbegebiet Interkom 1 und Interkom 2 in Zusammenarbeit mit der Stadt Marburg. Standortfaktoren seien aber auch die attraktiven Ortszentren, die Bürgerhäuser in den Ortsteilen, die das Leben für die Bürger attraktiv machen. Ebenso die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch gute Kinderbetreuung. „Die lassen wir uns auch was kosten“, erklärt der Bürgermeister. So investiere die Gemeinde derzeit in drei neue Krippengruppen, die schon Kinder ab dem Alter von neun Monaten aufnehmen. Investiert wird auch in Freizeitangebote, etwa den Oasen-Wanderweg in Roßberg, den Ebsdorfergrund-Trail oder den Wittelsberger Kirchberg, Radwege werden ausgebaut, ebenso wie das Internet. Ebenso will die Gemeinde WLAN-Hotspots anbieten, kündigte Andreas Schulz an.

„Wir haben keinen Leerstand und die Gemeinde entwickelt sich prächtig“, fasste der Rathauschef zusammen. Nicht zuletzt auch wegen der Unternehmer, für die die Gemeinde die Abgaben und Steuern vergleichsweise niedrig halte, „damit die Bedingungen für Sie positiv sind“.

Andreas Schulz begrüßte auch Friedhelm Kemper von der Raiffeisenbank Ebsdorfergrund, die den Abend finanziell unterstützte. Ebenso begrüßte er seine Fachbereichsleiter der Verwaltung, die an dem Abend den Unternehmern auch für Fragen zur Verfügung standen.

Unternehmer Wolf HOPPE berichtet vom Generationswechsel

Erstmals gab es auch einen Vortrag beim Unternehmerabend. Dazu hatte der Bürgermeister den Stadtallendorfer Unternehmer Wolf HOPPE eingeladen, der das eigentümergeführte Unternehmen HOPPE AG leitet, das weltweit agiert. Er berichtete von Kontinuität und Wandel in einem Familienunternehmen. Er berichtete, wie sein Vater das Unternehmen aufgebaut und geführt hat – und wie Wolf HOPPE selbst und sein Bruder mit wichtigen, grundlegenden Werten erzogen worden seien, liebevoll und streng. Die Brüder, die zweite Generation, sei Schritt für Schritt in die Verantwortung hineingewachsen, im Urlaub und beim Essen sei über das Unternehmen gesprochen worden. Zwölf Jahre habe Wolf HOPPE Seite an Seite mit seinem Vater gearbeitet, bezeichnete es als „anstrengend, aber sehr lehrreich“.

Er erklärte beim Unternehmerabend, dass die zweite Generation keine Pionierunternehmer mehr seine, daher einen anderen Führungsstil bräuchten, als noch ihr Vater. „Die Mitarbeiter mussten mit der Firma erwachsen werden“, so Wolf HOPPE. Im Gegensatz zu seinem Vater habe er nicht mehr alle Arbeitsschritte haarklein vorgegeben, sondern den Mitarbeitern versucht, den Sinn der Aufgaben und Anweisungen zu vermitteln, damit diese eigenständig arbeiten. „Wenn die Sinnvermittlung geklappt hat, dann kann auch die typische Misstrauenskontrolle wegfallen“, erklärte HOPPE. Es bliebe eine minimale Kontrolle, die sowohl die Mitarbeiter, als auch die Kontrolleure entlaste. Er selbst arbeite mittlerweile nach einem situativen Führungsstil, wie er selbst ihn bezeichnet: Je nach Situation und Reifegrad der zu Führenden mal kooperativ und mal autoritär.

Auch die dritte Generation ist bei HOPPE bereits dabei: Der älteste Sohn von Wolf HOPPE. Insgesamt gebe es in der dritten Generation mittlerweile fünf Personen im Alter von 15 bis 33 Jahren. Im Gegensatz zu ihm und seinem Bruder hätten die Kinder jedoch die Wahlmöglichkeit, ob sie in das Familienunternehmen einsteigen wollen. Er selbst glaubt, dass in den nächsten Jahren graduelle Änderungen im Unternehmen ausreichen.

Erklärte aber auch, dass der Generationenwechsel immer komplexer werde, da es mittlerweile zwei Familienstämme gebe – seinen und den seines Bruders. Und in der nächsten Generation eben fünf Familienstämme bereitstünden. Die Familie habe daher vor drei Jahren eine Familiencharta festgeschrieben und ihre Überzeugungen als Unter-nehmer darin notiert. Dies soll eine moralische Verpflichtung für die Unternehmer sein.

Auch die Familienwerte, die der Gründer und Vater von Wolf HOPPE seinen Söhnen mit auf den Weg gab, sind darin festgehalten.