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Historische Ortsnamen und geschichtsträchtige Orte: Der Ebsdorfergrund ist schon lange besiedelt, viele Dörfer haben eine tausendjährige Geschichte und viele bemerkenswerte Orte. Die wollen die Dorfgemeinschaften, Lokalhistoriker und die Gemeindeverwaltung selbst nicht in Vergessenheit geraten lassen. Deshalb werden nach und nach Infotafeln an verschiedenen bedeutsamen Plätzen aufgestellt. „Wir wollen unsere Highlights hervorheben und auch unsere Herkunft nicht vergessen“, sagt Bürgermeister Andreas Schulz. Nicht nur für Touristen, sondern auch für die eigenen Bürger soll die Geschichte daher optisch ansprechend und interessant aufbereitet werden. Zwei neue Schilder wurden daher nun am GrundTreff in Wittelsberg und in der Nähe des Bürgerhauses von Ebsdorf installiert.

Wittelsbergs alte Namen

Eine ganz besondere Idee für eine Infotafel hatte Hans-Werner Sauer aus Wittelsberg: „Überall an den Höfen hängen Schilder mit den alten Dorfnamen“, erklärt er. „Aber wie die Straßen und Flure früher hießen, das wissen viele Menschen heute gar nicht mehr.“ Damit niemand vergisst, das die „Moischter Straße“ einst den schönen Namen „Eichgraben“ trug, hat Sauer zusammen mit den anderen Teilnehmern des Erzählcafés im GrundTreff in Erinnerungen geschwelgt. Viele alte Namen auf Platt sind dabei herumgekommen. Deshalb ziert die Infotafel heute eine Karte von Wittelsberg, in der die alten Straßennamen verzeichnet sind. Auch die früheren Flurbezeichnungen und historische Orte finden sich darin vermerkt. Übersetzungen haben Sauer und sein Team auch gleich mitgeliefert, damit insbesondere Besucher auch verstehen, was der Flurname „Helge Ree“ bedeutet. Der hat nämlich nichts mit einem Helge zu tun – der Name bedeutet auf Hochdeutsch „Heiliger Hain“. Auch wo die „Sauhou“ (Schweinehute) einst war, ebenso wie die Lehmkaute oder die Quelle Bruchborn ist in der Karte markiert.

„Die Bornwiese haben wir wochenlang im Kataster gesucht“, gibt Sauer zu. An diese Flur konnte sich nämlich niemand erinnern. „Aber wir wussten, dass jedes Dorf eine hat.“ An den „Koelplatz“ wo einst die Holzkohle hergestellt wurde, konnte sich nur noch der älteste Teilnehmer des Erzählcafés dunkel erinnern. „Der Name und auch der Ort selbst waren schon in Vergessenheit geraten.“ Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, die Geschichte rechtzeitig festzuhalten und den Nachkommen mit auf den Weg zu geben.

Ebsdorfs bedeutende Quelle

In Ebsdorf steht neuerdings ein Schild am Fußweg über die Zwester-Ohm hinter dem Bürgerhaus. Dort befindet sich der alte Waschplatz des Dorfes, gespeist von einer Quelle, eingefasst in Stein. „Damals lag der Brunnen noch außerhalb des Dorfes“, sagt Wolfgang Richardt vom Heimat- und Verschönerungsverein Ebsdorf. Heute liegt er im älteren Ortskern, nicht weit entfernt von den Fachwerkhäusern und der Kirche. „Hier haben die Frauen des Dorfes ihre Wäsche gewaschen – im Sommer und auch im Winter.“ Dabei standen sie mit den Füßen im Wasser, verrichteten oftmals gemeinsam die harte, körperliche Arbeit. Auch das Trinkwasser haben die Ebsdorfer an ihrem „Steebonn“ geholt – zumindest bis 1915. Damals wurden die Wasserleitungen gebaut. „Die Quelle hat aber nochmal eine Renaissance erlebt“, so Richardt. Denn der Winter 1928/29 war sehr kalt. „Bei Minus 24 Grad waren die Wasserleitungen eingefroren, aber die Quelle sprudelte noch munter weiter“, berichtet Richardt.

Der Waschplatz in Ebsdorf ist besonders. Deshalb hat der Hessenpark ihn auch nachgebaut. Ein erster Versuch scheiterte laut Richardt wegen der schlechten Wasserversorgung. 2012 jedoch war der Ebsdorfer Verein zur Eröffnung des Ebsdorfer Steinbrunnens im Hessenpark.

Das Alter des Steinbrunnens ist nicht bekannt. Wie Richardt erzählt ist es aber wahrscheinlich, dass schon Kaiser Heinrich III. bei seinem Besuch in Ebsdorf aus der Quelle getrunken hat. Das thematisierte auch Elfriede Staubitz in ihrem Gedicht, das sie zum Ebsdorfer Brunnen verfasst hat. Sie erzählt aber auch von der anstrengenden Arbeit und dem Treffpunkt der Frauen. „Ich habe versucht, mich in die Situation der Frauen hineinzuversetzen“, erzählt sie. „Ich stelle mir vor, dass sie hier gewaschen und gesungen haben. Dass es einfach ein Ort war, wo die Menschen sich trafen.“

Ein Gedicht hat auch Peter Kornmann verfasst und zur Vorstellung der Infotafel vorgetragen. Auf Platt reimte er über die Tradition des Osterwassers, dass am Ostermorgen aus Quellen geschöpft wurde.

„Das Schild erfüllt bereits seinen Zweck und passt sehr gut hierher“, sagt Bürgermeister Andreas Schulz. „Die Menschen bleiben stehen und lesen die Geschichte nach.“ Er bedankte sich daher bei den Initiatoren beider Ortsteile, die sich um die inhaltliche Gestaltung der Tafeln gekümmert haben und bei Martina Becker vom Büro Wortbild, die die Gestaltung der Tafel verantwortet hat. Zwei weitere Infotafeln kündigte Andreas Schulz auch schonmal an. Sie sollen pünktlich zur Jubiläumsfeier in Leidenhofen fertig sein und den Leidenhöfer Kopf und den Pärbrunnen zum Inhalt haben.