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DRK Schwesternschaft und Gemeinde planen Angebote für Senioren:

Möglichst lange selbstbestimmt wohnen – das wünschen sich viele Menschen. Doch vielerorts fehlen dafür Angebote. Insbesondere wenn keine Angehörigen in der Nähe wohnen, kann der Wunsch nach Selbstbestimmtheit bis ins hohe Alter oft nur schwer erfüllt werden. Die DRK Schwesternschaft Marburg und die Gemeinde Ebsdorfergrund wollen daher maßgeschneiderte Angebote schaffen: Auf einem exponierten Grundstück am Ortseingang von Ebsdorf sollen Appartements für betreutes Wohnen, eine Tagespflege und ein Seniorentreffpunkt entstehen.

Aus Richtung Hachborn kommend gibt es eine große Grünfläche am Ortsrand von Ebsdorf. „Es zählt 3722 Quadratmeter in exponierter Lage und ruft danach, entwickelt zu werden“, erklärt Bürgermeister Andreas Schulz. Viele Ideen habe es bereits für die Fläche gegeben, aber die Gemeinde habe ein besonderes Projekt für die Entwicklung Ebsdorfs an dieser Stelle verwirklichen wollen. „Wir wollen Ebsdorf und die gesamte Gemeinde voranbringen“, so Schulz. Neben dem Musikergarten und dem geplanten Fitnesszentrum sei das neue Seniorenzentrum ein weiterer Baustein dafür. Seit einem halben Jahr sind Gemeinde und DRK Schwesternschaft Marburg in Gesprächen, um die Idee auch verwirklichen zu können. Die Gemeindevertretung soll dafür laut Schulz in ihrer nächsten Sitzung Mitte Juni ein „Memorandum of Understanding“ beschließen. Das gebe den Projektpartnern bis zum 15. September 2017 Zeit, in die Detailplanung zu gehen und Voraussetzungen für die Umsetzung zu schaffen.

Die Ideen sind allerdings schon sehr weit gereift: Auf dem größten Teil der Fläche soll eine Wohnanlage mit 24 Appartements entstehen, wie Iris Richter-Plewka, stellvertretende Vorsitzende der DRK Schwesternschaft Marburg erklärt. Ein Investor solle dieses Projekt verwirklichen, die Wohnungen würden dann verkauft und die Bewohner könnten maßgeschneiderte Pflegeangebote der DRK Schwesternschaft buchen. „Die Wohnungen werden natürlich komplett barrierefrei“, führt Michael Esken, stellvertretender Bauamtsleiter der Gemeinde aus. Es gebe barrierefreie Bäder, breite Türen und spezielle Aufzugtechnik. „Ziel ist es, dass die Menschen möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben können – oder zumindest in ihrer Heimat“, betont Schulz. Durch das neue Angebot solle sichergestellt werden, dass niemand mehr im Alter entwurzelt werden müsse.

Bürgerstiftung soll eine Tagespflegeeinrichtung tragen

Neben dem betreuten Wohnen soll es laut Iris-Plewka auch eine Tagespflegeeinrichtung geben. Hierfür haben Gemeinde und DRK sich etwas Besonderes ausgedacht: Die Tagespflege mit zwölf Plätzen und ein zugehöriger Seniorentreffpunkt mit Café sollen über eine Bürgerstiftung betrieben werden. Diese Stiftung muss laut Richter-Plewka zunächst noch gegründet werden. Wie Schulz ausführt, würde sie aber rund 1000 Quadratmeter des Grundstücks von der Gemeinde geschenkt bekommen. „So wollen wir uns daran beteiligen, dass das Projekt auch umgesetzt werden kann.“ Die Begegnungsstätte werde dabei ein öffentlicher Raum für das Dorf, für Touristen und Radfahrer – sie sollen im Café einkehren können. „So wollen wir das Leben für die Senioren mitten in der Dorfgemeinschaft möglich machen“, sagt Schulz.

„Die DRK Schwesternschaft freut sich, dass die Gemeinde bereits ist, diesen Weg mit uns zu gehen“, sagt Richter-Plewka. Insbesondere die Idee mit der Stiftung sei ein Vorreiter-Projekt. Es gebe deutschlandweit viele gute Beispiele, wie erfolgreich eine solche Bürgerstiftung funktionieren könne. „Durch die Stiftung wird die Tagespflege auch zu einem Projekt der Bürger vor Ort. Sie identifizieren sich damit und bringen sich ein“, erklärt sie.

Richter-Plewka und Schulz heben vor allen Dingen die gute Infrastruktur hervor: In fußläufiger Entfernung zum geplanten Seniorenzentrum gibt es eine Bushaltestelle, die Dorfmitte ist ebenfalls nicht weit entfernt. Bislang müssen Fußgänger allerdings die Straßenseite wechseln, da entlang der Landstraße im Ort nur ein Gehweg ausgebaut ist. „Wir wollen daher auch an dieser Straßenseite die fußläufige Verbindung zur Bushaltestelle und in den Ortskern herstellen“, verspricht der Bürgermeister. Am Festplatz vorbei könnten die Bewohner und Tagespflegebesucher so entlanggehen, ohne die Straße queren zu müssen.

„25 Jahre nach der Dorferneuerung in Ebsdorf tut sich hier wieder einiges“, sagt Schulz. „Wir machen hier eine eigene, neue Dorferneuerung und Dorfentwicklung.“ Allein in das Seniorenzentrum werden mindestens zwei Millionen Euro investiert, wie der Rathauschef vorsichtig schätzt. Das sei eine Investition in die Zukunft Ebsdorfs: Infrastruktur werde erhalten und ausgebaut und Menschen können auch im Alter in der Heimat bleiben.

Die DRK Schwesternschaft Marburg

Die DRK Schwesternschaft Marburg hat sich vor fast 100 Jahren einem Ziel verschrieben: der Pflege kranker Menschen. „Wir haben mittlerweile fast 700 Mitglieder“, führt die stellvertretende Vorsitzende Iris Richter-Plewka aus. Gegründet wurde die DRK Schwesternschaft 1919 von Else von Behring und zehn weiteren Frauen. Neben der Pflege ging es auch darum, qualifizierte Arbeitsplätze für Frauen zu schaffen und zu erhalten. Dabei legt die DRK Schwesternschaft Wert auf Menschlichkeit und professionelle Pflegeleistungen.

Die DRK Schwesternschaft Marburg ist ein eingetragener Verein, hauptsächlich getragen von Mitgliedern aus dem Bereich der Krankenpflege, der Altenpflege und operationstechnischer Assistenz. Diese nehmen satzungsgemäß an Entscheidungsprozessen teil, dürfen mitberaten und mitgestalten. Der Verein zeichnet sich dadurch durch eine demokratische Arbeitsstruktur aus. Seit 2011 ist es auch Männern möglich, Mitglied in der Schwesternschaft zu werden und diese mitzugestalten. Geprägt wird die Arbeit durch die sieben Grundsätze des DRK: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Unabhängigkeit, Neutralität, Freiwilligkeit, Einigkeit und Universalität. Der Marburger Verein bietet seine Pflegeleistungen mittlerweile mehr als 50 Einrichtungen an, sowohl in Krankenhäusern als auch in der ambulanten Pflege.

Die Marburger Schwesternschaft ist eine von 34 DRK Schwesternschaften bundesweit. Der „Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V.“ vertritt die Interessen der Mitglieder – auch innerhalb des DRK.